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Sehnsuchtsort Dorf

Wittmannsdorf-Bückchen ist Kreissieger im Wettbwerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Der Ort vereint vieles, was es zum Leben auf dem Land braucht: Natur-Idylle und starke Arbeitgeber, viele Vereine und kreative Köpfe, Zusammenhalt und moderne Medien.

 

Von Andreas Staindl

 

Viele Menschen machen Wittmannsdorf-Bückchen lebens- und liebenswert. Gemeinschaft und Ehrenamt sowie der Zusammenhalt der Generationen sind ihnen wichtig. Das spürt man während der Gespräche vor Ort. Und das hat auch die Jury des Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ beeindruckt, die den Ortsteil der Gemeinde Märkische Heide vor Wochen besucht hatte. Sie kürte Wittmannsdorf-Bückchen zum Sieger des diesjährigen Wettbewerbs im Landkreis Dahme-Spreewald, der alle drei Jahre stattfindet. 

 

Was macht den Ortsteil im Süden des Kreises so attraktiv? Er liegt doch irgendwo im Nirgendwo, abseits der großen Metropolen und ist auch fahrtechnisch nicht gerade günstig gelegen. Etwa 20 Kilometer sind es bis zur Kreisstadt Lübben. Und doch ist der Doppelort beliebt – bei Einheimischen ebenso wie bei Zuzüglern. Die Einwohnerzahl wächst, ist von 259 im Jahr 2003 auf inzwischen 315 gestiegen. Die ländliche Region als Sehnsuchtsort? Als ein Ort, wo es sich gut und gerne leben lässt? Es scheint so.

 

„Wir sind mit 67 Kindern der kinderreichste Ortsteil in der Gemeinde Märkische Heide“, sagt Ortsvorsteher Fred Nimtz. Die Gemeinde hat immerhin 17 Ortsteile. Einer davon – Pretschen – hatte es bis zum Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ geschafft und dort 2013 die Silbermedaille gewonnen. Nicht weit entfernt ist der Gewinner des letzten Dorfwettbewerbes im Landkreis: Byhleguhre-Byhlen, der auf Landesebene einen Sonderpreis für die Pflege sorbischer/wendischer Traditionen bekommen hatte.

 Fred Nimtz (li.) ist der Ortsvorsteher in Wittmannsdorf-Bückchen. Jessica Hilberath (re.) hat den Ortsteilvor für die Jury präsentiert. Foto: Andreas Staindl

Fred Nimtz (li.) ist der Ortsvorsteher in Wittmannsdorf-Bückchen. Jessica Hilberath (re.) hat den Ortsteil präsentiert.
Foto: Andreas Staindl

 

Jetzt also Wittmannsdorf-Bückchen. „Ich hatte schon länger die Idee zur Teilnahme, wollte aber erst alle Vereine mit ins Boot holen“, sagt Fred Nimtz. Er kennt das Potential seines Heimatorts, ist dort geboren und aufgewachsen, ist kommunalpolitisch aktiv, führt mit der Elektro Nimtz GmbH einen mittelständischen Betrieb mit etwa 40 Mitarbeitern, bildet seit Jahren aus. Seine Firma ist eines von insgesamt 21 Unternehmen im Ortsteil, die rund 100 Leute beschäftigen. Ein Großteil kommt aus dem Doppelortsteil selbst wie der Ortsvorsteher sagt: „Wir haben eine starke Wirtschaftskraft. Einige Betriebe gibt es seit Generationen.“ Arbeiten vor Ort bedeutet kurze Fahrtwege zur Arbeit und weniger Stress. Und mehr Zeit für gesellschaftliches Engagement.

 

Das ist besonders groß in Wittmannsdorf-Bückchen. Sieben Vereine und Interessengruppen mit insgesamt mehreren hundert Mitgliedern gibt es. Allein im Sportverein SV Eintracht Wittmannsdorf engagieren sich mehr als 200 Leute – inklusive einer starken Nachwuchsarbeit, wie Fred Nimtz sagt. Zwei Ehemalige spielen inzwischen bei Fußball-Bundesligavereinen in Potsdam (Frauen) und Stuttgart (Männer). Für einen überregionalen Ruf sorgen auch die Traktorfreunde und der Motorad-Club. Die Liebe zur Alttechnik auf der einen und zum Motorradfahren auf der anderen Seite wird im Ortsteil gelebt und macht neugierig weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Der Heimatverein kümmert sich um die traditionellen Feste und Veranstaltungen wie etwa Zampern, Maifest, Spieleabende, Trödelmärkte, Kinderfeste und andere. Auch eine Jagdgenossenschaft gibt es in Wittmannsdorf-Bückchen. Und einen Jugendklub. Ein Domizil für den Nachwuchs, auf das Fred Nimtz besonders stolz ist, weil längst nicht mehr in jedem Dorf zu finden. 

 Die Arbeit der Feuerwehr spielt eine wichtige Rolle im Dorf. Foto: Andreas Staindl

Die Arbeit der Feuerwehr spielt eine wichtige Rolle im Dorf. Foto: Andreas Staindl

 

Auch die Freiwillige Feuerwehr hat ein Alleinstellungsmerkmal. Ihre in Eigeninitiative hergestellte Taktikanlage ist bei Kameradinnen und Kameraden auch aus anderen Orten für Ausbildungszwecke gefragt. Und als Wittmannsdorf vor einigen Jahren ein neues Feuerwehr-Gerätehaus erhalten hatte, wurde die Feuerwehrgeschichte in Bückchen nicht beendet, sondern weitergeschrieben – entgegen dem Trend in anderen Orten. Die Kameradinnen und Kameraden im kleineren Ort sind mit speziellen Aufgaben weiterhin fester Bestandteil des Brand- und Katastrophenschutzes im Ortsteil. Das Miteinander, das gemeinsame Suchen nach Lösungen, der generationsübergreifende Zusammenhalt und die viele ehrenamtliche Arbeit hat die Jury des diesjährigen Kreiswettbewerbs überzeugt. 

 

Wittmannsdorf-Bückchen hat aber noch viel mehr zu bieten. Einen Skulpturenpark etwa. Der ist öffentlich zugänglich und stammt von Susanne Tunn und David Svoboda. Die beiden Bildhauer und Künstler bringen nicht nur Kunst in den Ortsteil. Sie sorgen auch dafür, das historisches Gemäuer nicht verfällt, haben das alte Gutsverwalterhaus saniert. Eine Leistung, die Fred Nimtz anerkennt und beeindruckt: „Andere hätten das marode Gebäude wahrscheinlich abgerissen.“ Der Blick für Altes, für Erhaltenswertes – und für die Natur. Was Letztere zu bieten hat, das weiß Grit Kleinert. Sie ist Kräuterpädagogin, Naturheilkundlerin und Ethnobotanikerin, wohnt ebenfalls im Ortsteil der Gemeinde Märkische Heide. Sie lädt Interessierte ein, mit ihr gemeinsam Heilpflanzen und Gewächse zu entdecken. Und sie vermittelt den Umgang mit heimischen Kräutern. Kräuterwanderungen und Seminare – auch für Kinder – finden regelmäßig statt. 

 Der Spielplatz in Nachbarschaft der Seniorenresidenz ist mit Eigeninitiative der Bürger entstanden. Foto: Andreas Staindl

Der Spielplatz in Nachbarschaft der Seniorenresidenz ist mit Eigeninitiative der Bürger entstanden. Foto: Andreas Staindl

 

Dass sich Jung und Alt begegnen und voneinander lernen, ist gewollt in Wittmannsdorf-Bückchen. Die Seniorenresidenz und der Spielplatz befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Der Spielplatz ist auch so ein typisches Projekt der Dorfgemeinschaft: Er wurde gemeinsam umgestaltet. Den Einwohnern gehen die Ideen offenbar nicht aus, wie man in Gemeinschaft mit und in der Natur leben kann. Eine Initiative stemmt sich gegen das Baumsterben im Park. „Unser Dorf hat Zukunft“ – das Motto des Wettbewerbs wird in Wittmannsdorf-Bückchen tatsächlich gelebt. Fred Nimtz ist selbst „überrascht, was unser Ortsteil zu bieten hat. Der Wettbewerb hat mir einen ganz anderen, neuen Blick auf unser Dorf ermöglicht.“ 

 

Großen Anteil daran haben Einwohner, die affin im Umgang mit moderner Medientechnik sind, es verstehen, das Puzzle der vielen spannenden Dinge im Ortsteil zu einem attraktiven Ganzen zusammenzusetzen: Jessica Hilberath ist Setup Coach und hat das Bewerbungsvideo präsentiert. Sie ist professionelle Impulsgeberin, hilft bei der Vermarktung und weiß, wie man Produkte in Szene setzt, etwas verkauft, arbeitet für bekannte Unternehmen in verschiedenen Branchen. Jetzt hat Jessica Hilberath der Jury des Kreiswettbewerbs ihre neue Heimat präsentiert. Sie ist zugezogen, von Berlin in die ländliche Region gewechselt. „Wir sind noch relativ neu in Wittmannsdorf“, sagt sie. „Die Präsentation aktiv mitzugestalten hilft mir, mich schneller in die Dorfgemeinschaft zu integrieren. Zudem habe ich in komprimierter Form erfahren, was Wittmannsdorf-Bückchen so besonders macht. Und ich habe zahlreiche Menschen innerhalb kurzer Zeit kennen und schätzen gelernt, denen ich sonst wohl lange nicht begegnet wäre.“ 

 Das sanierte Gutsverwalterhaus und Skulpturen hinter alten Mauern. Foto: Andreas Staindl

Das sanierte Gutsverwalterhaus und Skulpturen hinter alten Mauern. Foto: Andreas Staindl

 

Fred Nimtz ist dankbar für ihr professionelles Engagement während des Wettbewerbs und bezieht weitere Akteure mit ein, die für die überzeugende Präsentation gesorgt haben. Gordon Kohlstock war für die Grafik verantwortlich und Max Pfeufer für das Video sowie den Gesang. Entstanden ist ein professionelles Werk – eine Art digitale Beschreibung, was Wittmannsdorf-Bückchen so lebens- und liebenswürdig macht. Kleiner Nebeneffekt: Es gibt inzwischen eine Art Dorfkanal für Informationen und den Austausch der Bürger. „Etwa 50 Prozent unserer Einwohner sind in der Whatsapp-Gruppe dabei“, erzählt Jessica Hilberath. Sie, der Ortsvorsteher und andere Akteure im Ortsteil haben längst neue Ideen im Kopf, etwa eine Willkommensmappe für Zuzügler. Schließlich warten auf Wittmannsdorf-Bückchen als Kreissieger der Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ im nächsten und bei erfolgreicher Teilnahme der Bundeswettbewerb im übernächsten Jahr.

 

Info:

  • Die Jury des Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ hat folgende Platzierungen vorgenommen:
    1.Wittmannsdorf-Bückchen (Gemeinde Märkische Heide)
    2.Kablow (Stadt Königs Wusterhausen)
    3.Töpchin (Stadt Mittenwalde)
    3.Löpten (Amt Schenkenländchen) 

  • Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ findet alle drei Jahre statt. Der Sieger des Kreiswettbewerbes nimmt anschließend am Landeswettbewerb teil. 

  • Im Juni 2025 wird die aus Landwirtschaftsministerium Brandenburg, Städte- und Gemeindebund sowie weiteren Vertretern zusammengesetzte Landesbewertungskommission die von den Landkreisen in den Landeswettbewerb delegierten Dörfer besuchen. 

  • Die im Ergebnis dieser Bereisung auserkorenen zwei Sieger werden 2026 das Land Brandenburg beim Bundeswettbewerb vertreten. 

  • Im letzten Durchgang ging Byhleguhre-Byhlen als Sieger im Kreiswettbewerb hervor. Im Landeswettbewerb erhielt das Dorf den Sonderpreis für herausragende Aktivitäten in der generationsübergreifenden Traditionspflege.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 17. Oktober 2024

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