Ausgerechnet in der Pandemie sei „manches möglich geworden, was unmöglich schien“, schätzte Michael Zaske vom Ministerium im Gesundheitsausschuss ein: Es habe gute Kooperationen zwischen Kliniken gegeben, die Belegungen abstimmten, Fachkräfte austauschten und sich gegenseitig regelmäßig unterstützten. „Das funktionierte aufgrund von Rettungsschirmen (Belegungspauschalen, Erstattungen für Geräte)“, erläuterte er – und das wünsche er sich für die Zukunft verstärkt. „Die stationäre und ambulante Versorgung gehören untrennbar zusammen.“ Es müsse ambulant-stationäre Gesundheitszentren „idealerweise bis hin zur Reha“ geben. Das biete schließlich auch eine höhere Attraktivität für Fachkräfte durch flexible Arbeitsmodelle. Zur Strategie des Landes Brandenburg in dieser Frage verwies Michael Zaske u.a. auf das Landesgremium zur Beratung sektorenübergreifender Versorgungsfragen sowie auf den Innovationsfonds und den Krankenhaussstrukturfonds des Bundes.
Zudem würden derzeit in Brandenburg Insellösungen wie etwa in Templin erprobt, berichtete Michael Zaske, „aber wir brauchen weitere Bundesinstrumente“. Forderungen an den Bund seien beispielsweise die Zusammenführung ambulanter und stationärer Bedarfsplanung und die Möglichkeit für Krankenhäuser, ambulantisierte Leistungen selbst zu erbringen.
Peter Noack von der KV verwies im Gesundheitsausschuss auf die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) als Lösungsmodell, an dem sich Kommunen aktiv beteiligen können. „Wir haben eine Niederlassungsberatung, mit der wir auch die Einrichtung in Baruth beraten haben“, erläuterte er. Dort habe die Kommune bereitwillige Ärzte akquiriert und ein kommunales Gesundheitszentrum gegründet. Landrat Stephan Loge kündigte im Ausschuss an „ganz massiv am Konstrukt MVZ zu arbeiten“. Das MVZ in Dahme-Spreewald wird vom Klinikum Dahme-Spreewald getragen und ist 2019 gestartet.
Die Königs Wusterhausener Ärztin Dr. Katja Klugewitz ist diesen Weg als Unternehmerin gegangen. Sie hat eine Praxis gegründet, in der mehrere Ärztinnen angestellt arbeiten. „Ich sehe das als Vorteil, wenn es mehrere Köpfe in einer Praxis gibt“, sagt sie. Nur brauche es eben jemanden, der die unternehmerische Arbeit schultern muss (s.u.). Sie habe sich dafür entschieden, als sie an einem beruflichen Scheidweg stand.
Dr. Torsten Braunsdorf, Chirurg in Calau, verwies auf die bereits bestehende sehr gute Zusammenarbeit zwischen und mit den Krankenhäusern in Luckau, Lübben und Cottbus. „Die fußt darauf, dass man sich kennt“, sagte er beim Forum in Luckau. Dazu brauche es kein großes Management, das laufe auf dem Land geräuschlos. „Eines schweißt uns zusammen: der Mangel“, sagte Dr. med. Karsten Bittigau, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Luckau. Brandenburg habe die niedrigste Ärzte-Dichte, es fehlten nicht nur im ambulanten, sondern auch im stationären Bereich Ärzte. Es gebe inzwischen Modelle, in denen Ärzte sowohl im Krankenhaus als auch in einer Praxis arbeiten.
Am Königs Wusterhausener Achenbach-Krankenhaus des Klinikums Dahme-Spreewald gibt es inzwischen eine ärztliche Bereitschaftsdienstpraxis im Bereich der Notfallambulanz. Sie hat zu Zeiten geöffnet, in denen die Praxen niedergelassener Ärzte geschlossen sind, und soll die Notfallambulanz durch die Fälle entlasten, die akut, aber nicht lebensbedrohlich sind. Wie Dr. Peter Noack von der KV erläuterte, seien aufgrund statistischer Erhebungen mehrere solcher Bereitschaftsdienstpraxen im Land entstanden: „Wir haben geschaut, welche Notaufnahmen ambulante Fälle abrechnen und wo Notaufnahmen in Brennpunkten entlastet werden müssen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das funktioniert.“
Dr. Jouleen Gruhn, Referatsleiterin im Gesundheitsministerium, sagte, sie sei begeistert, wie gut die Zusammenarbeit in der Fläche funktioniere. „Wir können uns keine Ärzte backen, es wird in Richtung Poliklinik gehen.“ Das Ministerium könne dafür sorgen, das Vernetzung, Austausch und Brainstormings stattfinden, um weitere Ideen für Brandenburg umzusetzen.