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Mehr als eine Bühne

Nach einem gelungenen Theatersommer steigt die Spannung – die Krimidinner der Theaterloge Luckau werden vorbereitet. Dabei funktioniert die Theaterarbeit dort im Ehrenamt - mit großer Wirkung für die Region und manch junge Karriere.

 

Von Ingrid Hoberg

 

„Wir waren überall ausverkauft!“ Das ist das Resümee von Marco Bongé, dem Vereinsvorsitzenden der Theaterloge Luckau, zur diesjährigen Gartentournee  in der Region. Mit dem Stück „Zur Dicken Wachtel oder Wie man Männer mordet“  des Berliner Autors Felix J. Mohr tourte das Theater in diesem Sommer durch acht private Gärten. Die Inszenierung von Gina-Lara Meier und Gabi Schönig war in Luckau und Umgebung sowie im Schloss Dahme ein voller Erfolg. „Im nächsten Jahr wollen wir über die A 13 gehen!“, gibt Marco Bongé das neue Ziel nach einer erfolgreichen Saison vor. Aus dem Förderprojekt „Theater aufs Dorf“ haben die Luckauer seit drei Jahren Mittel bekommen, dank derer Gärten zu Spielstätten werden können – zur Freude von Theater- und Gartenfreunden, was sich ja nicht ausschließt.

 

Und mit der „Dicken Wachtel“ hatte die Theaterloge in diesem Jahr einen guten Griff gemacht. Autor Felix J. Mohr (28), Dramaturg und Pressereferent am Landestheater Dinkelsbühl, hatte es sich nicht nehmen lassen, zur Premiere zu kommen und bei der Auflösung des Falls sogar am Ende selbst mit auf der Bühne im Garten der Familie Bongé zu stehen. Realisieren kann die Theaterloge solch ein Projekt nur durch die Doppel- und Dreifachbesetzung der Rollen. Immerhin waren die Aufführungen mitten in der schönsten Zeit des Jahres zu stemmen, wenn die Akteure vielleicht mal in der Sonne liegen oder verreisen wollen. Und sie haben neben dem Theaterleben auch ein berufliches und familiäres. Es ist eine starke Truppe – die Vereinsmitglieder kommen nicht nur aus Luckau und Umgebung, auch aus Finsterwalde, Lübben, Golßen, Dahme, Berlin und Dresden sind Mitstreiter dabei.

 

Vereinsvorsitzender Marco Bongé ist auch Darsteller - hier im Stück "Zur dicken Wachtel" im Gartentheater. Foto: Ingrid HobergVereinsvorsitzender Marco Bongé ist auch Darsteller - hier im Stück "Zur dicken Wachtel" im Gartentheater. Fotos: Ingrid Hoberg

Autor Felix J. Mohr (vorn 2. v. l.) hatte Spaß bei der Premiere seines Stücks "Zur dicken Wachtel" im Garten von Marco Bongé in Luckau. Foto: Ingrid HobergAutor Felix J. Mohr (vorn 2. v. r.) hatte Spaß bei der Premiere seines Stücks "Zur dicken Wachtel" im Garten von Marco Bongé.

 

Die Zeit geht weiter und die Proben für das neue Krimidinner „... Und Mord bestimmt das Titelblatt“ haben längst begonnen. „Es zieht uns in dieser Saison in die Golden Zwanziger, wo eine kleine Zeitungsredaktion unter der tyrannischen Führung eines egoistischen Chefredakteurs langsam in den Ruin gesteuert wird. Perfekte Voraussetzungen für einen Mord“, kündigt die Theaterloge an. „Wir haben uns das Feedback des letzten Jahres zu sehr Herzen genommen und wollen mit rasanten Szenen und viel Witz den nonchalanten Trubel der 20er Jahre in einer amüsanten Kriminalkomödie auf die Bühnen der regionalen Gaststätten bringen. Das Ensemble hat bereits viel Spaß beim Proben und wir hoffen, dass wir euch ab November auch von unserem neuen Krimidinner überzeugen können. Seid gespannt“, rührt das Ensemble die Werbetrommel. 

 

Mehr als 60 Mitglieder hat die Theaterloge gegenwärtig und ist mit Kinder- und Jugendgruppe sowie Erwachsenenensemble aktiv. 35 Schauspieler stehen auf der Bühne und fünf Techniker sorgen für den guten Ton und das richtige Licht. „Wir suchen immer Nachwuchs“, sagt Marco Bongé. So hat sich in der Vergangenheit auch die Zusammenarbeit mit dem Luckauer Bohnstedt-Gymnasium bewährt. Acht Jugendliche gehörten im vergangenen Schuljahr noch der Theater AG an. „Über drei Jahre ist der Kern zusammengeblieben“, sagt Saskia Rönspies. Die Lehrerin für Deutsch und Darstellendes Spiel betreute die Gruppe und bedauert, dass es im neuen, laufenden Schuljahr kein Angebot für Darstellendes Spiel mehr gibt. Zum Abschluss des vergangenen Schuljahres wurde noch die Aufführung des Stücks „Wenn Zeit zum Verhängnis wird“ gefeiert. Die Schülerinnen und ein Schüler hatten es selbst erarbeitet und auf die Bühne gebracht. 

 Das Theaterstück "Wenn Zeit zum Verhängnis wird" haben die Schüler selbst entwickelt und auf die Bühne gebracht. Foto: Ingrid Hoberg

Das Theaterstück "Wenn Zeit zum Verhängnis wird" haben die Schüler selbst entwickelt und auf die Bühne gebracht. Foto: Ingrid Hoberg

 

Nur mit viel Enthusiasmus und Einsatzbereitschaft der jungen Akteure, aber auch familiärer Unterstützung kann solch ein Projekt gelingen. „Viele Eltern haben uns unterstützt, eine Mutter hat sogar Essen zu den Proben gebracht“, erinnert sich Saskia Rönspies. Es mache viel Spaß, mit den Jugendlichen zu arbeiten, sagt sie – und spielt selbst in Inszenierungen der Theaterloge wie dem Krimidinner mit. Sie sieht positive Aspekte, die das Mitarbeiten am Theater für junge Leute bringt. Sie können ihre Präsentationsfähigkeit und Diskussionsfreudigkeit entwickeln, sie lernen, projektbezogen zu arbeiten und sich selbst zu reflektieren, knüpfen Freundschaften außerhalb der Schule.

 

Für manchen kann es auch Anregung sein, einen Berufsweg auf oder hinter der Theaterbühne einzuschlagen. Auch ein freiwilliges Jahr bei der Theaterloge Luckau bietet vielseitige Aufgaben und kann Orientierung für das Ausbildungs- oder Studienziel sein. Kenneth Böhmchen und Marco Wende haben durch die Theaterloge ersten Kontakt zur Welt des Theaters bekommen und so ihre Begabungen entdeckt und entwickelt...

 

Kenneth Böhmchen: Aus der Theaterloge an die Technikpulte

Seit fünf Jahren ist Kenneth Böhmchen am Staatstheater Cottbus  beschäftigt – inzwischen als Tonmeister. Eine anspruchsvolle Tätigkeit, die ihren Anfang in der Theaterloge Luckau genommen hat. „Dort habe ich gelernt, wie Theater funktioniert – wie mit Künstlern gearbeitet wird“, sagt der 28-Jährige. 

 Kenneth Böhmchen ist inzwischen Tonmeister am Staatstheater Cottbus. Foto: Paula Schmidt

Kenneth Böhmchen ist inzwischen Tonmeister am Staatstheater Cottbus. Foto: Paula Schmidt

 

Bereits in der zehnten Klasse war er zur Theaterloge gekommen. „Ich wollte eigentlich einen Film über das Theater machen“, erzählt er. Kenneth Böhmchen interessierte sich schon damals für Tontechnik – und weil ein Tontechniker gesucht wurde, stand er plötzlich am Mischpult. So begann 2012/13 die Verbundenheit zur Bühne, die ihn bis heute nicht losgelassen hat. Die Produktionen wurden größer, die Technik entwickelte sich weiter – und auch seine Kenntnisse und Fähigkeiten. „Es stand für mich zeitig fest, dass ich beruflich etwas in diesem Bereich machen will“, sagt er. „Das ist einfach eine Leidenschaft!“ Schon als Kind sei er von Musik begeistert gewesen – vielleicht gelang es ihm so, eine angeborene Sehbehinderung zu kompensieren. Musikalische Früherziehung, acht Jahre klassische Klavierausbildung folgten.

 

„Schon nach dem ersten Studienjahr habe ich während einer Veranstaltung der Theaterloge festgestellt, dass mich Live-Veranstaltungen mehr begeistern.“
Kenneth Böhmchen

 

Kenneth Böhmchen hat dann Film- und Fernseh-Tontechnik studiert. „Doch schon nach dem ersten Studienjahr habe ich während einer Veranstaltung der Theaterloge festgestellt, dass mich Live-Veranstaltungen mehr begeistern“, erzählt er. „Das ist doch anders als die Mitarbeit an einer Filmproduktion.“ Da ist seine Arbeit längst abgeschlossen, wenn der Film auf die Kinoleinwand oder ins Fernsehen kommt. Die Publikumsreaktionen erlebt die Filmcrew meistens nicht mit. Er habe verständnisvolle Dozenten gehabt, sodass die Studieninhalte auf seine Bedürfnisse angepasst werden konnten. 

 

Einen wichtigen Platz nahm die klassische Musik ein – der angehende Tontechniker musste lernen, Partituren zu lesen. Zur Arbeit eines Tonmeisters, die er mit viel Herzblut ausführt, gehört das eben auch. „Ich muss mit dem Regisseur inhaltlich über die Musik reden können, aber auch über den Klang im Raum“, erklärt Kenneth Böhmchen den hohen fachlichen Anspruch. Seine Begeisterung für den Beruf ist zu spüren, wenn er von der einmaligen Verbindung von Theaterbühne, Ton und Zuschauern spricht. „Ich sitze oft im Saal während der Vorstellungen“, erzählt er. Die künstlerische Arbeit ist für ihn ein Prozess mit Reibung. 

 

Kenneth Böhmchen fühlt sich immer noch der Theaterloge Luckau verbunden. Er kümmerte sich über die Zeit um die technische Ausstattung – wie immer mit viel Engagement. Und er hält den Kontakt zu Anton Fischer, der jetzt die Technik betreut. „Er ist sehr kreativ“, sagt Kenneth Böhmchen. Manchmal kommen Anrufe aus Luckau, da kann er mit seinem Know-how helfen.  

 

Marco Wende: Von Luckau nach München zur Musical-Ausbildung

Marco Wende (22) studiert an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München. Das erste Semester hat ihn gefordert, doch er ist glücklich, seinen Traum vom Tanzen, Singen und Schauspielen künftig einmal als Beruf ausüben zu können und startet ins neue Semester. 

 Marco Wende studiert inzwischen in München und will Musical-Darsteller werden. Foto: Ingrid Hoberg

Marco Wende studiert inzwischen in München und will Musical-Darsteller werden. Foto: Ingrid Hoberg

 

Im Garten seines Vaterhauses in Beesdau erzählt er, wie er dazu gekommen ist, die Bretter, die die Welt bedeuten, zu erobern. Denn in die Wiege gelegt worden ist ihm dieser Berufswunsch nicht. „Ich habe ein Hobby gesucht, habe auch Fußball gespielt – aber das war es nicht“, erinnert sich Marco Wende. Dass die Bühne der Ort sein könnte, an dem er sich zu Hause fühlt, erlebte er zum Ende der 6. Klasse – er moderierte das Abschlussprogramm seines Schuljahrgangs und überzeugte das Publikum. 

 

Folgerichtig führte ihn der Weg zur Theaterloge Luckau – zur Jugendgruppe „Chaos Connection“. „Ich bin mit großer Herzlichkeit aufgenommen worden. Ich habe Freunde gewonnen, ich schätze das sehr“, erzählt Marco Wende. In diversen Rollen durfte er sich ausprobieren – bei der Inszenierung von „GrimmsKram“ – einer Eigenproduktion des Luckauer Amateurtheaters. „Egal wie groß oder klein eine Rolle ist, sie mit Leben zu erfüllen, das ist das Schöne“, sagt er. 

In der 9. und 10. Klasse habe er sehr viel Zeit im Theater verbracht – neben der Schule. Gabriele Schönig, die Theaterleiterin damals, sei eine „Theater-Mutti“ gewesen. Doch auch sein Vater und seine Mutter unterstützten die Ambitionen – für Marco Wende wurde es immer klarer, dass er einen Beruf auf der Bühne ausüben möchte. „Am 20. Dezember 2017 habe ich den ‚Tanz der Vampire‘ in Wien gesehen. Das hat mich so fasziniert, das wollte ich machen – Gesang und Schauspiel“, erzählt Marco Wende begeistert. Im Jahr 2019 ging er zur Kreismusikschule Finsterwalde, um Gesang und Klavier zu lernen. „Das war der Anfang“, betont er. 

 

Als dann 2019 das Staatstheater Cottbus die Revueoperette „Im Weißen Rössl“ inszenierte, bewarb sich Marco für eine Rolle und bekam auch eine Einladung zum Casting mit Regisseur Kay Link. „Ich habe die Rolle bekommen – den Tipp für die Bewerbung hatte ich übrigens von Kenneth Böhmchen bekommen!“, erinnert er sich. Im Januar 2020 war Premiere – und dann kam Corona. Marco Wende machte erst einmal sein Abitur und anschließend ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich Kultur am Theater in Altenburg Gera und konnte sich im Schauspiel ausprobieren. „Und ich habe weiter Gesangsunterricht genommen“, erzählt er. So in Dresden bei Nico Müller, einem Sänger und Gesangspädagogen, der den Spagat von Musical, Crossover bis zum klassischen Gesang beherrscht. Von ihm kam dann auch die Empfehlung, dass sich Marco an der Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg  bewerben sollte. Dort erhielt er anderthalb Jahre Gesangs-, Tanz- und Schauspielunterricht wie auch eine weitere musiktheoretische Ausbildung. 

 

„Ohne die Theaterloge wäre ich nicht dort hingekommen, wo ich heute bin.“
Marco Wende

 

Nach all diesen Hürden galt es eine nächste zu nehmen – im November 2023 die Aufnahmeprüfung für ein Musical-Studium an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Die Anforderungen sind hoch an der größten Ausbildungsstätte für Bühnenberufe im deutschsprachigen Raum. Es war eine spannende Entscheidung in drei Runden, die die Jury zu fällen hatte. Und Marco musste auch noch eine Corona-Erkrankung überwinden! Schließich die Zusage: „Geschafft!“ Das Prinzregententheater als Hauptspielstätte der Theaterakademie ruft und Marco Wende folgt dem Ruf nach München.

Dort hat er nun das erste Semester abgeschlossen. Auch in den Ferien hielt er seinen Körper und seine Stimme fit. Das anspruchsvolle Studium geht weiter. Und das Leben in München, einer Stadt mit einem extrem hohen Lebensunterhalt. Ohne familiären Rückenhalt wäre das nicht möglich. Doch Marco Wende ist glücklich, dass er seinen Traum verwirklichen kann und macht es mit Leidenschaft. 

 

„Ohne die Theaterloge wäre ich nicht dort hingekommen, wo ich heute bin“, sagt Marco Wende. Er ist dankbar für die Jugendarbeit, die der Verein leistet, für die Erfahrungen, die er sammeln konnte. „Ich habe mich sehr aufgehoben gefühlt.“ Großen Anteil daran habe Gabriele Schönig. Das Theater ist für Marco Wende ein kreativer Raum, der Entwicklungsmöglichkeiten bietet und er bedauert, dass gegenwärtig junge Leute zu wenig mit künstlerischen Darbietungen in Berührung kommen. 

 

INFOS

  • Die Krimidinner-Saison startet am 1.November. Karten gibt es in den jeweiligen Gaststätten.

  • Die nächsten Stücke im Haus der Theaterloge in Luckau sind Spritzig am Gaumen, toxisch im Abgang, eine schwarzhumorige Kriminalkomödie des Jugendensembles der Theaterloge, und die Weihnachtskomödie „Alle Jahre wieder“.

  • Mehr Infos zur Vereinsarbeit - auch hinter den Kulissen - gibt es hier

 

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Veröffentlichung

Mi, 09. Oktober 2024

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