Löpten liegt unscheinbar in der Landschaft. Doch Natur und Moore, Ruhe und Abgewandtheit faszinieren Besucher. Die Dorfgemeinschaft wird aktiver. Da kam der Dorfwettbewerb als Bestandsaufnahme gerade recht.
Von Andreas Staindl
Löpten taucht zwar nur selten bis kaum in den großen Nachrichten auf, hat jedoch einigen Charme, der darauf wartet, entdeckt zu werden. Der Gemeindeteil in der Gemeinde Groß Köris in der Mitte des Landkreises Dahme-Spreewald lockt nicht mit Sehenswürdigkeiten von überregionaler Bedeutung, ist dennoch sehenswert- und lebenswert. Davon ist Ulrike Kurth überzeugt. Sie und ihre Familie betreiben den Eichenhof Löpten – ein Hotel inklusive Reiterhof.
Die junge Frau – kürzlich zum zweiten Mal Mutter geworden – hatte die Idee, den etwa 350-Seelen-Ort für den Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ins Rennen zu schicken. „Wir haben landschaftlich viel zu bieten“, sagt sie. „Unser Ort hat viel Potential.“ Löpten liegt im Naturpark Dahme-Heideseen mit einem Niedermoorgebiet vor der Haustür. Die Moore sind es unter anderem, die Touristen anziehen – auch aus Übersee, wie Ulrike Kurth sagt. Sie selbst bietet Wanderungen in das Moorgebiet an: „Moore sind ein großes Thema hier.“ Und überhaupt die Stille und Idylle. Die Ruhe und der ländliche Charakter machen den kleinen Ort so interessant.
Gestresste Großstädter wissen das zu schätzen. „Wir haben Stammgäste, die immer wieder kommen“, erzählt Ulrike Kurth. „Sie genießen den Aufenthalt bei uns – ohne Hektik und, dass ihre Kinder unbeschwert draußen spielen und die Natur entdecken können. Wir haben sogar Gäste, die verlegen ihren Arbeitsplatz auf Zeit in unser Hotel.“ Mobiles Arbeiten am Computer. Schnelles Internet macht es möglich.
Ulrike Kurth führt mit ihrer Familie den „Eichenhof“ in Löpten. Foto: Andreas Staindl
Löpten ist zwar keine Metropole, abgeschnitten von der weiten Welt jedoch auch nicht. Eine gute Stunde mit dem Auto bis Berlin-Mitte, etwa 30 Minuten bis in die Kreisstadt Lübben, in wenigen Minuten ist man auf der Autobahn A 13. Der Bahnhof in Groß Köris ist auch mit dem Fahrrad zu erreichen; etwa sechs Kilometer sind es. Die Nähe zur Hauptstadt führt auch dazu, dass sie auch schon Gäste des Berlin-Marathons und der Fußball Europameisterschaft in ihrem Familienhotel begrüßt hat. Dass es sich nicht nur auf Zeit, sondern auch auf Dauer gut leben lässt in Löpten, hat sich längst herumgesprochen. „Wir haben immer wieder auch Zuzug vor allem aus Berlin“, erzählt Ulrike Kurth. „Die Leute pendeln zur Arbeit, lieben aber auch das Leben auf dem Lande.“
Kapazität gibt es, noch stehen ihr zufolge einige Häuser leer. An anderen wiederum wird fleißig gewerkelt, wird an- und umgebaut. Die Häuschen im Ort haben ihren Charme. „Ich lebe gerne hier“, sagt Ulrike Kurth. „Ein Leben in der Großstadt kann ich mir nicht vorstellen.“ Sie liebt ihr Dorf, ist begeistert von den Möglichkeiten in ihrer Heimat und will mit ihrer Begeisterung auch andere anstecken. Das gelingt ihr, zahlreiche Einwohner engagieren sich inzwischen für ihren kleinen Ort.
„Wir haben eine gute Dorfgemeinschaft“, sagt die junge Frau. Das Dorffest, das es ein paar Jahre lang nicht mehr gab, wurde in diesem Jahr wiederbelebt. Die Blumenzwiebel-Steckaktion kürzlich soll den Ort bunter machen, zahlreiche Einwohner haben sich beteiligt. Ganz wichtig für Löpten ist zudem, dass das alte und ungenutzte Feuerwehrgerätehaus künftig für die Dorfgemeinschaft zur Vefügung steht. „Wir sind sehr froh darüber“, sagt Ulrike Kurth. Spielenachmittage und Handarbeitskurse etwa finden dort schon statt, weitere Veranstaltungen sind in Planung.
Erst Schule, dann Konsum, später Gemeindeverwaltung, jetzt Treffpunkt des Ortsbeirats. Ein Haus mit vielseitiger Geschichte. Foto: Andreas Staindl
Die Bürger rücken zusammen, suchen die Gemeinschaft, geben ihrem Leben auf dem Dorf auch einen kulturellen Inhalt. Noch schiebt der Ortsbeirat viel an. Ulrike Kurth ist dort gewähltes Mitglied; Vereine gibt es nicht – noch nicht. Ein Dorfklub sei in Planung, wie die zweifache Mutter sagt. Der soll dann die geselligen Aktivitäten im Ort bündeln, Feste und Veranstaltungen organisieren sowie durchführen.
Denn Löpten ist durchaus ein lebendiger Ort: Es gibt Agrar- und Bio-Betriebe, den Eichenhof mit Hotel, Reiterhof, Landwirtschaft sowie Hofladen, zudem einige Handwerker. Und es gibt eine Kindertagesstätte im 350-Seelen-Dorf – willkommener Treff- und Kommunikationspunkt für Eltern aus dem Gemeindegebiet, wie Ulrike Kurth sagt. Einen Einkaufsmarkt gibt es allerdings nicht, und der öffentliche Bus kommt nur, wenn er gerufen wird. Nachwuchs und Erwachsene müssen zum Sportreiben in Vereinen etwa ins benachbarte Groß Köris. Dafür ist eine Musikschule in der Kita präsent, gibt es einen Badesee ganz in der Nähe des kleinen Dorfs. Und reichliche Möglichkeiten, die Seele in der Natur baumeln zu lassen.
Ulrike Kurth plant Naturwanderungen, will Interessierten ihre Heimat zeigen, alte Wanderwege wiederbeleben. Wie man das macht und für einen Flyer aufbereitet, hat sie sich in Byhleguhre (Lieberose-Oberspreewald), dem Kreissieger des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ im vergangenen Jahr, abgeschaut. Erfahrungen sammeln, schauen, wie andere Orte ihr Dorfleben gestalten, miteinander ins Gespräch kommen – das alles sind Gründe, warum Ulrike Kurth ihren Ort unbedingt ebenfalls präsentieren wollte. „Netzwerken“ nennt sie das.
Die alte Ziegelei steht am Ziegeleiwanderweg in Löpten - vielleicht gibt es bald einen Backofen dort? Foto: Andreas Staindl
Dass die damals schwangere Frau bis zur Präsentation vor der Jury nur wenige Tage Zeit, vieles selbst organisiert und zusammengetragen hatte – mit Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern, hat sie gerne in Kauf genommen. Am Ende wurde Löpten Dritter – gemeinsam mit Töpchin (Stadt Mittenwalde). Viel wichtiger als die Platzierung war für die junge Frau zu sehen, „was wir zu bieten haben, welche Dinge unseren Ort liebens- und lebenswert machen – quasi eine Art Bestandsaufnahme“. Die Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ habe Löpten jedenfalls Schwung verliehen.
„Wir wollen gemeinsam mit jungen Leuten einen Backofen im nächsten Jahr bauen und dann ein Mal im Monat Brot backen“, erzählt Ulrike Kurth. Etwa zehn Prozent der Einwohner sind Kinder und Jugendliche. Für den Backofenbau sollen alte Ziegeln verwendet werden – in Erinnerung an die alte Ziegelei im Ort. Das Gebäude steht noch, ist Teil des Ziegeleiwanderwegs in der Region. Interessant für Gäste und historisch interessierte Leute ist offenbar auch der kleine Flugplatz Klein Köris/Löpten, der allerdings nicht mehr in Betrieb ist. 2007 wurde dort für den Film „Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat“ gedreht. Die Natur, geschichtliche Zeitzeugnisse und nicht zuletzt die Einwohnerinnen und Einwohner machen Löpten so interessant, glaubt die Löptenerin. „Wir werden uns wieder am Wettbewerb ´Unser Dorf hat Zukunft´ beteiligen“, sagt Ulrike Kurth.
Info:
Die Jury des Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ hat folgende Platzierungen vorgenommen:
1.Wittmannsdorf-Bückchen (Gemeinde Märkische Heide)
2.Kablow (Stadt Königs Wusterhausen)
3.Töpchin (Stadt Mittenwalde)
3.Löpten (Amt Schenkenländchen)
Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ findet alle drei Jahre statt. Der Sieger des Kreiswettbewerbes nimmt anschließend am Landeswettbewerb teil.
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Die im Ergebnis dieser Bereisung auserkorenen zwei Sieger werden 2026 das Land Brandenburg beim Bundeswettbewerb vertreten.
Im letzten Durchgang ging Byhleguhre-Byhlen als Sieger im Kreiswettbewerb hervor. Im Landeswettbewerb erhielt das Dorf den Sonderpreis für herausragende Aktivitäten in der generationsübergreifenden Traditionspflege.