Bessere Sportstättennutzung, eine neue Personalstelle und kreativere Sportangebote für den Individualsport – das empfiehlt die Sportentwicklungsplanung des Landkreises. Wie erfolgreich Sportler in Dahme-Spreewald sind, zeigt die Ehrung der besten Sportler.
Von Andreas Staindl
75 Prozent der Menschen im Landkreis sind sport- und bewegungsaktiv. Das ist ein Ergebnis der Studie „Integrierte Sportentwicklungsplanung für den Landkreis Dahme-Spreewald“, die vom Institut für kommunale Sportentwicklung an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam verfasst und jetzt im Bildungsausschuss des Kreises vorgestellt wurde.
Die Studie soll Arbeitsgrundlage für die Sportpolitik im Landkreis für die nächsten zehn bis zwölf Jahre sein. „Sie ist sehr hochwertig und wissenschaftlich fundiert“, sagt der Projektleiter Konstantin Heinrich Pape. Er hält den hohen Anteil der sportlich aktiven Menschen im Landkreis Dahme-Spreewald „für sehr erfreulich“. Auch die zuständige Dezernentin in der Kreisverwaltung, Susanne Rieckhof (SPD), freut sich über das Ergebnis der Studie: „Sie zeigt, dass unser Landkreis sehr sportlich unterwegs ist.“
Sportlich aktiv – und erfolgreich. Die Sportlerehrung kürzlich in Lübben hat das deutlich gemacht. Sportlerinnen und Sportler aus dem Landkreis Dahme-Spreewald sind regional, national und international erfolgreich. „Wir sind sehr stolz auf sie“, sagt Susanne Rieckhof. „Trainer, Funktionäre und weitere, vorwiegend ehrenamtlich Tätige, stehen hinter den Erfolgen.“ Der Spitzensport ist im Landkreis Dahme-Spreewald ebenso zu Hause wie der Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport. 75 Prozent der Bürger setzen laut Studie auf Letzteres. Sie wandern, walken oder fahren Fahrrad beispielsweise-der beliebtesten Sportart im Kreis und auch bundesweit.
Die „Lucky Charms“ des Ajax Eichwalde 2000 e.V. unterhielt die Gäste der Sportlerehrung mit Show-Auftritten.
Foto: Andreas Staindl
Doch die Statistik zeigt auch, dass nur 43 Prozent der Einwohner den empfohlenen Belastungsumfang von 150 Minuten pro Woche mit mittlerer Intensität (moderates Schwitzen) erreicht. „Wir müssen die Lücke schließen“, sagt Pape. Die Sportentwicklungsplanung soll dabei helfen. Sie ist als Steuerungsinstrument für sportpolitische Entscheidungen gedacht. Die vorliegende Studie ist für den Landkreis Wegweiser für eine zukunftsorientierte Ausrichtung der Sportförderung und der Sportstättenplanung. Ziel ist es, die Lebensqualität zu erhalten und weiterzuentwickeln. Attraktive Sportstätten sollen Bürgerinnen und Bürger an den Landkreis binden sowie einen Beitrag zur Gesundheitsförderung leisten.
Die Herausforderung ist, dass sich die deutsche Sportlandschaft im ständigen Wandel befindet und es zudem ein sehr differenziertes Sport- und Bewegungsverhalten der Bevölkerung gibt. So macht die Studie etwa deutlich, dass neben dem organisierten Sport zunehmend auch vereinsunabhängige und kommerzielle Sportangebote an Bedeutung gewinnen. Aber auch Letzteres ist von öffentlichen Bewegungsräumen abhängig. Politik und Verwaltung müssen dafür die Voraussetzungen schaffen. Dazu gehören Radwege, Lauf- und Walking-Strecken, aber auch der Umbau wenig genutzter Großspielfelder. Das Projektteam untersuchte dazu nicht nur das Sport- und Bewegungsverhalten von Bürgern, sondern auch Angebot und Nutzung von Sportanlagen. „Einen Nutzungsdruck für Sporthallen und Sportsstätten gibt es besonders im Berlin-nahen Raum“, sagt Konstantin Heinrich Pape. „Im Süden des Landkreises sind die Vereine und Sportinteressierten überwiegend zufrieden.“ Während es im Norden eine rechnerische Überbelegung von 8000 Quadratmetern gibt, ergeben sich im Süden Überhänge.
„Einen Nutzungsdruck für Sporthallen und Sportsstätten gibt es besonders im Berlin-nahen Raum. Im Süden des Landkreises sind die Vereine und Sportinteressierten überwiegend zufrieden.“
Konstantin Heinrich Pape, Projektleiter
Die Herausforderung: Großspielfelder und andere Sportstätten so qualifizieren, dass sie auch für den Individualsport genutzt werden können. Quasi Sport- und Bewegungsräume angepasst an die Bedürfnisse der Bürger. Sportboxen auf Großspielfelder etwa könnten eine Idee sein. Sport- und Spielgeräte wären in einer verschlossenen Box und per App sowie nach zuvor gebuchtem Zeitfenster nutzbar. Auch personell macht die Studie Vorschläge. So wird etwa die Schaffung einer Personalstelle in der Kreisverwaltung empfohlen – quasi für die Koordination des Sports im Landkreis Dahme-Spreewald. Bei Bauvorhaben-Kitas und Schulen beispielsweise-soll geprüft werden, ob und wie öffentliche Sport- und Bewegungsräume integriert werden können.
Die Integrierte Sportentwicklungsplanung des Landkreises soll nicht in der Schublade verschwinden, sondern ständige Arbeitsgrundlage sein. Die Macher der Studie empfehlen die Einrichtung einer Arbeitsgruppe, und treffen damit auf offene Ohren. „Ich bin auch für eine solche Arbeitsgruppe“, sagt Martina Mieritz (SPD). Die Vorsitzende des Bildungsausschusses ist jedoch skeptisch, ob die Zahlen der Studie tatsächlich der Realität entsprechen: „Von einem Überangebot an Sportstätten spüren wir alle nichts. Die Vereine können die Anlagen doch erst nach dem Schulsport nutzen, also in den Abendstunden und an den Wochenenden. Viele von ihnen brauchen mehr Hallenzeiten.“ Projektleiter Pape räumt ein, dass es eine Überbelegung „rein theoretisch gibt, und mit Blick auf den gesamten Landkreis. Wir brauchen jedoch auf jeden Fall ein besseres Belegungsmanagement, um die Auslastung der Sportstätten zu optimieren.“
Norman Grätz ist dankbar für die Studie. „Die aktuellen Bedingungen sind dokumentiert, Defizite aufgezeigt und Lösungen angesprochen“, sagt der Geschäftsführer des Kreissportbunds Dahme-Spreewald. „Ich bin auf die Handlungsempfehlungen der Politik gespannt.“ Er hält es zudem „für sehr sinnvoll, die Arbeit- und Steuerungsgruppe weiterzuführen“. Deren Aufgabe: Den öffentlichen Raum so mitzugestalten, dass es vielfältige Möglichkeiten zur körperlichen Aktivität gibt. Bisher sind vorhandene Sportstätten eher dem Schul- und Vereinssport vorbehalten. Der Gesundheitssport jedoch wird kaum in Vereinen organisiert. Umso wichtiger erachten es die Studien-Macher, Sportstätten- und Bewegungsräume künftig kreativer zu gestalten. Fünf Handlungsfelder sind in der Integrierten Sportentwicklungsplanung festgehalten. Die Studie ist unter www.dahme-spreewald.de einsehbar.
Beifall für die Geehrten. Die Sportlerehrung fand im „Haus Burglehn“ in Lübben statt. Foto: Andreas Staindl
Sport sei ein wichtiger Bereich im Landkreis Dahme-Spreewald. „Er vermittelt Normen und Werte, die wichtig für unsere Gesellschaft sind“, sagt Susanne Rieckhof. Die Vize-Landrätin würdigte während der Sportlerehrung des Landkreises Dahme-Spreewald kürzlich in Lübben das Engagement von Aktiven, Trainern, Funktionären und weiteren fleißigen Helfern: „Sport kann Hobby, aber auch Leidenschaft sein.“ Weil wegen der Corona-Einschränkungen zwei Jahre lang keine Ehrung stattgefunden hat, wurden erst jetzt die Sieger und Platzierten aus dem Jahr 2019 ausgezeichnet. Eine Jury aus Vertretern des Landkreises, der Presse, den Vereinen und dem Vorstand des Kreissportbunds hatte damals über die Rangfolge der Nominierten entschieden. Die Sieger und Platzierten waren jetzt in das Haus „Burglehn“ in Lübben eingeladen - gemeinsam mit denen, die ihnen ihre Erfolge ermöglichten. Sie wurden in verschiedenen Kategorien geehrt:
Sportler:
1.Hannes Wilksch (Radsport/Radsportclub Luckau e.V.)
2.Nicolas Zippan (Radsport/RSV 93 Königs Wusterhausen)
3.Erik Schwerdtner (Tischtennis/WSG 81 Königs Wusterhausen)
Hannes Wilksch ist Weltmeister und Vize-Weltmeister der Junioren, gehört zu den großen Radsporttalenten Deutschlands. Er fährt inzwischen für das Development Team Sunweb (DSM). Wilksch will über das Farm-Team den Sprung in das World-Team DSM schaffen. Der 21-Jährige hat sich bei den Männern etabliert, auch dort schon Erfolge eingefahren. Experten sehen seine Stärken vor allem im Bergfahren. Er ist aktuell mit seinem Team in Europa unterwegs und war deshalb nicht persönlich in Lübben dabei. Hannes Wilksch stellte sich jedoch in einem kurzen Video den Gästen im „Haus Burgelehn“ vor-so wie alle anderen Sieger und Platzierten auch.
Nicolas Zippan ist mehrfacher Deutscher Meister, zudem Vize-Europameister der Junioren. Er besucht die Sportschule in Cottbus, ist auf dem Weg zum Abitur und zu einer großen Radsportkarriere. Nicolas Zippan war 2017 Sportler des Jahres im Landkreis Dahme-Spreewald.
Erik Schwerdtner gilt als großes Tischtennis-Talent. Der 15-Jährige spielt in der Verbandsliga, ist schon in jungen Jahren Vorbild für andere Spieler seines Vereins und gibt dem Nachwuchs Tipps.
Sportlerin:
1.Lena Kubitza (Rudern/RC Königs Wusterhausen)
1.Elisa Rudnik (Judo/Judoverein Kuzushi e.V Lübben)
3.Lina Hasenauer (Kunstradfahren/SV Grün-Weiß Märkisch Buchholz)
Lena Kubitza ist Landesmeisterin der Ruder-Jugend, zudem Podiumsplatzierte während internationaler Wettkämpfe. Ihr wird eine außergewöhnliche Entwicklung bescheinigt. Sie hatte sich nur ein Jahr nach Beginn mit dem Rudersport für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Die junge Nachwuchssportlerin hat hohe Ansprüche an sich selbst, sagt: „Rudern ist das Streben nach Perfektion.“
Elisa Rudnik teilt sich den ersten Platz mit Lena Kubitza. Sie ist fünffache Nachwuchs-Landesmeisterin, dreifache Medaillen-Gewinnerin bei Ostdeutschen-Meisterschaften und holte auch überregionale Erfolge. Ihr größter Erfolg war die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft-ein Höhepunkt auch für ihren Verein. Ihre nächsten Ziele hat sie mit dem Trainerschein und dem Abitur fest im Blick.
Lina Hasenauer ist Ostdeutsche Meisterin und Landesmeisterin sowie Landespokalsiegerin. 2019 war ihr erfolgreichstes Jahr. So erfolgreich wie auf ihrem Spezialfahrrad will Lina Hasenauer auch beruflich sein. Sie studiert inzwischen Medizin.
Mannschaft:
1.Jugendformation „Take it Easy“ (Tanzen/Take it Easy Königs Wusterhausen e.V.)
2.U20 Mannschaft (Basketball/WSG 81 Königs Wusterhausen e.V.)
3.Team Bundeswettbewerb 2019 (Rudern/WSV Königs Wusterhausen e.V.)
Die Jugendformation wurde überraschend Deutscher Meister der Jugendklasse. Und das, obwohl das Kerngeschäft des Vereins der Paartanz ist.
Die Basketballmannschaft ist Ostdeutscher Meister geworden - ein Höhepunkt auch für den Verein. Etwa 150 Mitglieder spielen dort Basketball. Die Jugendarbeit hat sich sehr gut entwickelt.
Das Team Bundeswettbewerb hat nationale Erfolge auch gegen große Rudervereine erzielt. Es sorgt auch dafür, den Rudersport noch bekannter im Landkreis Dahme-Spreewald zu machen.
Funktionäre:
1.René Lehmann (Tischtennis/SV Heideblick-Langengrassau e.V.)
2.Maik Hasselberg/Erik Siry (Basketball/WSG 81 Königs Wusterhausen e.V.)
3.Paul Gregor Nitsch (Judo/Judoverein Kuzushi e.V. Lübben)
René Lehmann prägt den Tischtennissport im Landkreis Dahme-Spreewald seit Jahrzehnten mit. Er ist Spieler und Funktionär in seinem Heimatverein, engagiert sich im Kreisfachausschuss, begeistert den Nachwuchs für das schnelle Spiel übers Netz und setzt sich zudem für die Belange des Sportvereins in seinem Dorf ein.
Maik Hasselberg und Erik Siry haben für einen höheren Stellenwert des Basketballsports im Kreis gesorgt. Ihnen ist es zu verdanken, dass zahlreiche Basketball-Arbeitsgemeinschaften in Schulen entstanden sind. Das, was sie den jungen Leuten vermitteln, geht weit über den Sport hinaus.
Paul Gregor Nitsch überzeugt mit Willen und Kontinuität. Er wird wegen seines unermüdlichen Einsatzes im Verein und von den Eltern geschätzt und geachtet. Der 24-Jährige war viele Jahre Wettkämpfer und ist jetzt Trainer sowie Funktionär. Er engagiert sich seit 2021 als Vize-Vorsitzender seines Judovereins in Lübben. Paul Gregor Nitsch organisiert nicht nur die Vereinsarbeit, sondern gibt als angehender Physiker dem Vereinsnachwuchs regelmäßig Nachhilfe.
Sonderehrung:
Rainer Klauke (Fußball/SG Niederlehme 1912 e.V.)
Rainer Klauke engagiert sich seit Jahrzehnten für den Fußball in seinem Heimatverein. Seine Verdienste für die Entwicklung des Sports im Landkreis Dahme-Spreewald sind unbestritten. Er scheut das Rampenlicht, steht bewusst im Schatten der Sportler, war deshalb auch nicht zur Auszeichnungsfeier nach Lübben gekommen.
Schulen:
Die „Grundschule am Wald“ in Zeuthen ist die sportlichste Grundschule.
Das „Humboldt-Gymnasium“ in Eichwalde ist die sportlichste weiterführende Schule.
Die „Schule am Sonnenhof“-Schule mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt ´geistige Entwicklung´ in Mittenwalde gewann den Titel „sportlichste Förderschule“.
Frank Sandow, Schulsportberater im Landkreis Dahme-Spreewald, bewertet Sport in Schulen nicht nur nach Ergebnissen: „Es ist schon ein Erfolg, wenn sich Kinder und Jugendliche sportlich bewegen.“ Während es für Grundschüler und Schüler weiterführender Schulen bis hin zum Bundesfinale geht, hat Sport für Schüler mit Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ eine ganz andere Bedeutung. Auch das ist die Sportlandschaft im Landkreis Dahme-Spreewald.
179 Vereine zählt der Kreissportbund Dahme-Spreewald aktuell. „Sie leisten einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft“, sagt Susanne Rieckhof. „Sport begeistert und verbindet Generationen. Ehrgeiz, Mentalität, hartes Training und Einstellung gehören dazu. Der Landkreis unterstützt den Sport in unserem Kreis, investiert etwa in Sportstätten und Sportprojekte.“ Für die Vize-Landrätin und Landratskandidatin ist „Sport mehr als Medaillen.“ Die vielen großen und kleinen Geschichten während der Sportlerehrung in Lübben bestätigen ihre Ansicht.
Die nächste Sportlerehrung ist schon auf den Weg gebracht. Zwischen Anfang Dezember 2022 und Ende Januar 2023 sind die Sportvereine im Landkreis aufgerufen, ihre Sportlerinnen, Sportler, Mannschaften, Funktionäre und besondere verdiente Menschen zu nominieren. Die Sportlerehrung 2022 ist dann für April 2023 geplant, kündigt Norman Grätz an.